Ohne gelingende Beziehungen zu anderen Menschen können wir nicht glücklich leben. Die treibende Kraft jedes Menschen ist sein Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft, in der er lebt.
Aus der Sicht der Individualpschologie gibt es fünf Lebensaufgaben: Arbeit, Liebe, Gemeinschaft, die Beziehung zum Kosmos und der Umgang mit sich selbst. Die Lebensaufgaben zu kennen, zu unterscheiden, einzuschätzen und zu entwickeln, hilft uns, unsere Energie in richtiger Weise einzusetzen. Der gute Umgang mit sich selbst färbt und bestimmt die Qualität aller anderen Lebensaufgaben.
Individual leitet sich vom Lateinischen „individuum“ bzw. „in-divisible“ ab und bedeutet, dass Körper-Seele-Geist unteilbar sind, d.h. der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen. Unser Denken, Fühlen und Handeln bedingen sich gegenseitig und sind nur im Zusammenwirken zu verstehen. Die Individualpsychologie schaut auf das Ganze, um den Menschen zu verstehen.
Jeder Mensch verfolgt mit seinem Handeln bestimmte Ziele, die er selbst wählt. Wir verstehen das Verhalten eines Menschen, wenn wir sein Ziel erkennen. Was will er mit seinem Verhalten erreichen? Der Mensch ist nicht Opfer irgendwelcher Umstände, sondern Gestalter seines Lebens.
Schon das kleine Kind braucht das starke Gefühl von Zugehörigkeit. Ein Mensch, der sich zugehörig und sozial gleichwertig fühlt, kann all seine Potenziale nutzen.
Jeder Mensch wird in dem Maße ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln, wie er/sie sich zugehörig fühlt und als Teil der Gemeinschaft erlebt. Das Gemeinschaftsgefühl ist eine starke und zugleich stärkende Kraft. Wir fühlen uns wertvoll und leisten unseren Beitrag zum Wohle der Gemeinschaft.
Jeder Mensch hat den gleichen Wert – einfach so, weil er ein Mensch ist. Ganz egal wie alt er ist, welche Aufgaben er hat, was und wie er sie gerade erfüllt. Ein Kind ist gleich viel wert wie ein Erwachsener oder alter Mensch.
Mutige Menschen haben Selbstvertrauen, engagieren sich gerne, bringen sich ein, lassen sich auf neue Dinge ein und wachsen innerlich immer weiter. Durch Skepsis und Ablehnung werden Kinder und Erwachsene entmutigt und trauen sich immer weniger zu. Ermutigung ist zu unterscheiden vom Loben und ist die Basis, um Menschen in ihrer Entwicklung, ihrer Zugehörigkeit und in ihrem Selbstvertrauen zu fördern.
Unter Lebensstil versteht die Individualpsychologie das Konzept der unbewussten Überzeugungen, Meinungen und Erwartungen, welche sich jedes Kind in den ersten Lebensjahren bildet. Diese Glaubenssätze sind die Grundlage für unser Handeln und bestimmen weitgehend unser Verhalten im erwachsenen Leben. Der Lebensstil wird als die Brille betrachtet, wodurch der Mensch sich selbst in Beziehung zur Umwelt sieht. Enthält diese Brille viele positive, lebensbejahende Aspekte, so geht der Betreffende dementsprechend leicht durchs Leben. Viele negative Aspekte können die Lebensqualität des Einzelnen sehr beeinträchtigen. Das muss nicht so bleiben, denn es gibt die Chance der Veränderung.